Thursday, 13 March 2008

Potentielle Lantus Versorgungslücke (German)

Vorbemerkung: Die nachfolgenden Ausführungen stellen keine allgemeine Behandlungsempfehlung dar. Jeder Mensch benötigt eine andere Behandlung und daher ist nur ein Diabetologe oder Ernährungsberater in der Lage Ihnen individuelle Empfehlungen für Ihre Therapie zu geben. Meine Anmerkungen sind lediglich dazu geeignet Ihnen einen Denkanstoss für Ihre persönliche Behandlung zu liefern.

Das Basalinsulin Lantus ist ein modernes und sehr effektives Langzeitinsulin. Seine Wirkungsentfaltung erfolgt sehr gleichmässig und es muss nur einmal am Tag gespritzt werden. Vor allem die Langschläfer unter den Diabetikern werden diese Eigenschaft sehr schätzen.

Leider gibt es manche Menschen, bei denen Lantus nicht die gewünschte Wirkdauer von 24 Stunden besitzt. In Folge dessen gibt es im Bereich des Spritzzeitpunkts eine Unterversorgung mit Basalinsulin.

Nachfolgend ist eine solche Versorgungslücke dargestellt. Der schwarze Strich in der Mitte zeigt den Übergang zwischen zwei Tagen. Das Lantus wird vom Patienten um 22:00 Uhr gespritzt. Bis zur vollen Entfaltung seiner Wirkung vergehen mehrere Stunden. Folglich liegt die Versorgungslücke genau in der Nacht. Dies führt zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels von 22:00 bis 1:30 Uhr. Ab 1:30 Uhr setzt die Wirkung des um 22:00 Uhr gespritzten Lantus wieder ein. Allerdings kann das Lantus den Blutzuckerspiegel nur stabilisieren, aber nicht mehr senken. Der Patient wird also morgens mit einem hohen Wert aufwachen.




Das Problem liegt vor allem darin, dass der Patient zum Zeitpunkt der Versorgungslücke üblicherweise schläft und nicht geeignet reagieren kann. Deshalb ist es eine gute Vorgehensweise den Spritzzeitpunkt von 22:00 Uhr auf 18:00 Uhr zu verlegen. Dies kann man in mehreren Etappen vornehmen:

Tag 1: 21:00 Uhr
Tag 2: 20:00 Uhr
Tag 3: 19:00 Uhr
Tag 4: 18:00 Uhr

Nach der Verlegung würde sich die nachfolgende Situation ergeben. Die Versorgungslücke würde nun nach 18:00 Uhr auftreten. Dadurch hat der Patient um 22:00 Uhr noch die Möglichkeit die Blutzuckererhöhung durch eine Korrektur mit schnellem Insulin zu kompensieren. Dadurch sollte es gelingen morgens mit einem annähernd normalen Blutzuckerwert in den Tag zu starten. Gleichzeitig erhärtet sich so der Verdacht, dass die hohen Werte morgens nur der nächtlichen Versorgungslücke geschuldet sind.




Nun kann versucht werden die abendliche Versorgungslücke durch einen höheren BE-Faktor von 18:00 bis 21:00 zu kompensieren. Die Erhöhung der BE-Faktoren könnte beispielsweise wie folgt erfolgen:

18:00 Uhr von 3 auf 5
19:00 Uhr von 3 auf 5
20:00 Uhr von 2 auf 4
21:00 Uhr von 2 auf 3.5

Dadurch ist mehr schnelles Insulin verfügbar, so dass um 22:00 Uhr ein normaler Blutzuckerwert erreicht werden kann - trotz der Versorgungslücke durch das Lantus. Nachfolgend ist das idealisierte Ergebnis einer Vorverlegung des Spritz-Zeitpunks und einer Erhöhung der abendlichen BE-Faktoren zu sehen:




Warnung: solche Anpassungen erfordern eine genaue Beobachtung der Blutzuckerwerte, weil die Gefahr einer Unterzuckerung besteht. In der Übergangsphase sollten die Blutzuckermessungen ab 18:00 Uhr im Abstand von 30 Minuten erfolgen!

Sollte Sie den Verdacht haben, dass eine solche Versorgungslücke bei Ihnen vorliegt, so sprechen Sie Ihren Diabetologen an, wenn Sie sich nicht trauen die obigen Punkte selber auszuprobieren. Auf jeden Fall möchte ich Sie ermutigen das Problem konstruktiv anzugehen und nach einer Lösung zu suchen.

Alternativ wäre es auch möglich die Dosis für Lantus zu halbieren und dann morgens und abends zu spritzen. Allerdings wäre dann am Wochenende kein langes Ausschlafen mehr möglich. Hier sollte man zwischen den verschiedenen Lösungansätzen abwägen und auch für diesen Lösungsansatz den Rat eines Diabetologen einholen.

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